Prokrastination ist ein Phänomen, das alle Menschen kennen. Es ist auch als Aufschieberitis oder Aufschieberei bekannt. Du schiebst wichtige Aufgaben auf, obwohl du genau weißt, dass du sie erledigen musst.
Es gibt verschiedene Gründe, warum wir ständig Dinge vor uns herschieben. Die bekanntesten Ursachen für Prokrastination haben wir an einer anderen Stelle behandelt. Achtung: Aufschieberitis ist nicht zu unterschätzen, denn es gibt auch krankhafte Prokrastination. Auch kann ständiges Aufschieben ein Symptom von psychischen Störungen sein, etwa von Angstörungen, ADHS und Depressionen.
In diesem Beitrag behandeln wir die verschiedenen Prokrastination-Typen. Nachweislich hat jeder seinen eigenen Stil, wenn es darum geht, wichtige Aufgaben aufzuschieben. In diesem Artikel werden wir uns die unterschiedlichen Arten von Prokrastinierenden genauer ansehen und dir helfen, deinen eigenen Prokrastinationstyp zu erkennen.
Überblick: Prokrastination Typen
Die verschiedenen Arten von Prokrastinierenden
1. Der Aufschieber
Der Aufschieber ist die klassische Art des Prokrastinierenden. Er verschiebt Aufgaben immer wieder auf später und wartet bis zur letzten Minute, um sie zu erledigen. Oftmals ist er jedoch in der Lage, unter Druck gute Ergebnisse zu erzielen. Das ermutigt ihn nur, Dinge noch öfters auf den letzten Drücker zu erledigen und bis zum Schluss hinaus zu zögern.
2. Der Perfektionist
Der Perfektionist prokrastiniert, weil er Angst hat, dass seine Arbeit nicht den eigenen hohen Standards entspricht. Er sucht ständig nach der perfekten Lösung und verzögert daher oft den Beginn einer Aufgabe. Er kann sich auch schwer entscheiden, da er von den ganzen Möglichkeiten überfordert ist und bis ins letzte Detail Dinge recherchiert, um auf Nummer sicher zu gehen. Beim Perfektionisten ist die Angst zu Scheitern und die Angst vor Kritik zugrundeliegend.
3. Der Sich-überfordert-Fühlende
Der Sich-überfordert-Fühlende prokrastiniert, weil er sich von der Aufgabe überfordert fühlt. Er hat das Gefühl, dass er die Anforderungen nicht erfüllen kann und verschiebt daher die Arbeit auf einen späteren Zeitpunkt oder lässt sie einfach ganz weg. Da er sich maßlos überfordert fühlt, ist er mental davon gestresst. Seine Gednaken kehren immer wieder zur Aufgabe zurück – wie bei einem Rätsel, das nicht gelöst werden kann, man es aber aus dem notorischen Zwang keine Lösung zu finden heraus lösen muss.
4. Der Ablenkungsbedürftige
Der Ablenkungsbedürftige ist ein Prokrastinationstyp der neuen Zeit. Er prokrastiniert, weil er leicht abgelenkt wird – und heutzutage ist es leichter denn je abgelenkt zu werden! Er kann sich nur schwer konzentrieren und lässt sich von verschiedenen Ablenkungen wie dem Smartphone, sozialen Medien oder anderen Aktivitäten ablenken. Multitasking wird ihm zum Verhängnis, da er zwischen hunterten von Browser-Tabs hin- und herspringt und ebenfalls mehrere Tätigkeiten gleichzeitig zu erledigen versucht.
5. Der Entscheidungsunfähige
Der Entscheidungsunfähige prokrastiniert, weil er Schwierigkeiten hat, Entscheidungen zu treffen. Er schiebt wichtige Entscheidungen immer wieder auf und kann sich nicht festlegen auf etwas. Das Aufschieben der Entscheidungen führt dazu, dass die Aufgaben unerledigt bleiben. Meist entscheidet dann das Leben für ihn – oder noch schlimmer andere. Beides passiert zum Nachteil des Entscheidungsunfähigen.
6. Der Verantwortungsableger
Der Verantwortungsableger prokrastiniert, indem er die Verantwortung für Aufgaben auf andere Personen abschiebt. Er delegiert die Verantwortung und hofft, dass jemand anders die Aufgabe erledigt. Dies ist von Vorteil für ihn, denn so hat er vermeidlich auch keinen Leistungsdruck.
7. Der Adrenalin-Junkie
Der Adrenalin-Junkie prokrastiniert, weil er den Nervenkitzel und die Aufregung braucht, die mit dem Arbeiten unter Druck verbunden sind. Er schiebt Aufgaben auf, um den Spannungsfaktor zu erhöhen und erst in letzter Minute aktiv zu werden.
8. Der Unmotivierte
Der Unmotivierte prokrastiniert, weil er einfach keine Lust hat, die Aufgabe zu erledigen. Er fühlt sich nicht motiviert oder interessiert und findet daher immer wieder Ausreden, um die Aufgabe aufzuschieben.
9. Der Unsicherheitsgeplagte
Der Unsicherheitsgeplagte prokrastiniert, weil er sich unsicher über seine Fähigkeiten und sein Wissen fühlt. Er zweifelt oft an sich selbst und schiebt Aufgaben auf, um sich vor möglichen Misserfolgen zu schützen.
10. Der Zukunftsängstliche
Der Zukunftsängstliche prokrastiniert, weil er Ängste und Sorgen über die Zukunft hat. Er befürchtet negative Konsequenzen oder hat Angst vor Veränderungen, weshalb er wichtige Aufgaben immer wieder verschiebt.
11. Der Zwischen-den-Stühlen-Sitzer
Der Zwischen-den-Stühlen-Sitzer prokrastiniert, weil er sich nicht entscheiden kann, welcher Aufgabe er Priorität geben soll. Er ist hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Optionen und schiebt daher die Entscheidung und die damit verbundenen Aufgaben auf.
12. Der Rebell
Der Rebell prokrastiniert, um gegen Regeln oder Vorgaben zu rebellieren. Er fühlt sich eingeschränkt und möchte seine Freiheit behalten, daher schiebt er Aufgaben auf, um seine Unabhängigkeit zu zeigen.
13. Der Routine-Brecher
Der Routine-Brecher prokrastiniert, weil er sich gegen eine langweilige oder monoton gewordene Routine wehrt. Er sucht nach Abwechslung und Aufregung und schiebt daher Aufgaben auf, um neue und interessantere Dinge zu tun.
14. Der Ungeduldige
Der Ungeduldige prokrastiniert, weil er sofortige Ergebnisse erwartet und nicht bereit ist, auf langfristige Ziele hinzuarbeiten. Er möchte schnelle Erfolge sehen und verliert die Geduld, wenn die Ergebnisse nicht sofort eintreten.
15. Der Frustrationsvermeider
Der Frustrationsvermeider prokrastiniert, um sich vor Frustration und möglichen Schwierigkeiten bei der Aufgabenerledigung zu schützen. Er hat Angst vor Misserfolgen und schiebt daher die Arbeit auf, um unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen.
Wie erkennt man seinen eigenen Prokrastinationstyp?
Um deinen eigenen Prokrastinationstyp zu erkennen, ist es wichtig, dein eigenes Verhalten und deine Denkmuster zu reflektieren. Lerne deinen inneren Dialog bewusst zu beobachten und zu verfolgen. Was denkst du, was sagst du dir täglich und was glaubst du davon?
Hier sind einige Fragen, die dir dabei helfen in Bezug auf Prokrastination:
- Welche Aufgaben schiebst du am häufigsten auf?
- Gibt es bestimmte Arten von Aufgaben, die du regelmäßig aufschiebst?
- Warum schiebst du diese Aufgaben auf?
- Fehlt dir die Motivation, fühlst du dich überfordert, hast du Angst vor Versagen oder gibt es andere Gründe?
- Wie gehst du mit dem Druck um?
- Arbeitest du besser unter Druck oder führt er zu mehr Stress und schlechteren Ergebnissen?
- Welche Strategien hast du bisher angewendet, um deine Prokrastination zu bekämpfen?
- Welche haben funktioniert und welche nicht?
Indem du dir diese Fragen stellst und sie ehrlich beantwortest, kannst du Hinweise auf deinen Prokrastinationstyp erhalten. Auch kann es passieren, dass du feststellst, dass du mehreren Typen zuzuordnen bist oder dass du je nach Situation unterschiedliche Prokrastinationsmuster zeigst.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es kein „richtiges“ oder „falsches“ Prokrastinationsverhalten gibt. Jeder Mensch ist einzigartig und hat unterschiedliche Coping-Strategien. Der Schlüssel liegt darin, dein eigenes Verhalten zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um deine Prokrastination zu überwinden.
Tipps zur Überwindung der Prokrastination
Unabhängig von deinem Prokrastinationstyp gibt es einige allgemeine Tipps, die dir helfen können, deine Aufgaben effektiver anzugehen und Prokrastination zu überwinden:
Setze klare Ziele: Definiere klare und realistische Ziele für deine Aufgaben. Teile sie in kleinere Schritte auf, um sie weniger überwältigend zu machen.
Erstelle einen Zeitplan: Plane deine Aufgaben in deinen Tagesablauf ein und halte dich an den Zeitplan. Setze Prioritäten und plane ausreichend Zeit für die wichtigen Aufgaben ein.
Finde deine motivierenden Faktoren: Identifiziere, was dich motiviert, um die Aufgaben anzugehen. Finde heraus, ob du besser arbeiten kannst, wenn du Belohnungen setzt, dich selbst herausforderst oder dich mit anderen Personen zusammenarbeitest.
Bekämpfe Ablenkungen: Schaffe eine Arbeitsumgebung, die frei von Ablenkungen ist. Schalte dein Handy stumm, blockiere Websites, die dich ablenken, und finde einen ruhigen Ort, an dem du konzentriert arbeiten kannst.
Nutze Techniken zur Selbstorganisation: Probiere verschiedene Techniken aus, wie z.B. die Pomodoro-Technik (Arbeit in festgelegten Zeiteinheiten mit kurzen Pausen) oder die Eisenhower-Matrix (Priorisierung nach Wichtigkeit und Dringlichkeit).
Suche Unterstützung: Sprich mit Freunden, Familie oder Kollegen über deine Prokrastinationsgewohnheiten. Manchmal kann allein das Teilen deiner Herausforderungen dazu beitragen, dass du motivierter bist, deine Aufgaben anzugehen.
Sei geduldig mit dir selbst: Veränderungen brauchen Zeit. Sei geduldig mit dir selbst und akzeptiere, dass es Rückschläge geben kann. Wichtig ist, dass du weiterhin an dir arbeitest und Strategien entwickelst, um deine Prokrastination zu überwinden.
Belohne dich selbst: Wenn du eine Aufgabe erfolgreich erledigt hast, belohne dich selbst. Das kann eine kleine Pause, ein Spaziergang an der frischen Luft oder etwas, das du gerne tust, sein. Belohnungen helfen dabei, positive Assoziationen mit erledigten Aufgaben aufzubauen.
Lerne aus deinen Erfahrungen: Reflektiere regelmäßig über deine Fortschritte und Rückschläge. Identifiziere, welche Strategien für dich am besten funktionieren und welche du weiter verbessern kannst. Lerne aus deinen Erfahrungen und bleibe offen für neue Ansätze.
Suche professionelle Hilfe: Wenn deine Prokrastination chronisch ist und dein Alltag stark beeinträchtigt, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut oder Coach kann dir dabei helfen, die tieferen Ursachen deiner Prokrastination zu verstehen und individuelle Lösungsansätze zu finden.
Fazit
Prokrastination ist ein weit verbreitetes Verhaltensmuster, das viele Menschen beeinflusst. Die verschiedenen Prokrastinationstypen zeigen, dass es keine Einheitslösung gibt, um das Problem zu behandeln. Jeder Mensch ist einzigartig und hat unterschiedliche Bewältigungsmechanismen und Ursachen, die das Aufschieben auslösen.
Indem du deinen eigenen Prokrastinationstyp erkennst und gezielte Strategien anwendest, kannst du beginnen, deine Aufgaben effektiver anzugehen und die Prokrastination zu überwinden. Die bekanntesten Ursachen von Prokrastination spiegeln sich in den Prokrastinationstypen wieder.
Die Überwindung der Prokrastination erfordert kontinuierliche Arbeit, aber es ist möglich. Indem du deine Zeit besser verwaltest, dich selbst motivierst und dich auf deine Ziele fokussierst, kannst du produktiver und zufriedener sein. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass du dein Nervensystem hinsichtlich Dopaminausschüttung unter Kontrolle bekommst.
Häufig gestellte Fragen zu Prokrastination Typen
1. Wie kann ich meine Prokrastination bekämpfen?
Es gibt verschiedene Strategien, um Prokrastination zu bekämpfen. Dazu gehören das Setzen von klaren Zielen, die Erstellung eines Zeitplans, die Identifizierung von Motivationsfaktoren, die Bekämpfung von Ablenkungen und die Nutzung von Selbstorganisations-Techniken.
2. Gibt es positive Aspekte der Prokrastination?
Prokrastination kann in einigen Fällen zu einem erhöhten Druck führen, der zu kreativen Lösungen und einer besseren Leistung führen kann. Einige Menschen finden, dass sie unter Druck besser arbeiten können. Dennoch sollte Prokrastination nicht als positive Gewohnheit angesehen werden, da sie oft mit Stress und ineffizientem Arbeiten verbunden ist.
3. Ist Prokrastination ein Zeichen von Faulheit?
Nein, Prokrastination ist nicht unbedingt ein Zeichen von Faulheit. Oftmals liegen tieferliegende Gründe wie Angst, Perfektionismus oder Überforderung zugrunde. Es ist wichtig, Prokrastination als ein komplexes Verhaltensmuster zu betrachten und die individuellen Ursachen zu verstehen.
4. Was sind die langfristigen Auswirkungen von Prokrastination?
Langfristige Prokrastination kann zu chronischem Stress, verpassten Chancen, reduzierter Produktivität und negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit führen. Es ist wichtig, die Prokrastination zu überwinden, um ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen.
5. Sollte ich mich schuldig fühlen, wenn ich prokrastiniere?
Schuldgefühle sind eine natürliche Reaktion, wenn man Aufgaben aufschiebt. Es ist jedoch wichtig, sich nicht zu sehr von Schuldgefühlen überwältigen zu lassen, sondern diese als Ansporn zu nutzen, um Veränderungen vorzunehmen. Fokussiere dich darauf, deine Prokrastination zu überwinden, anstatt dich selbst zu verurteilen.