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Atemtypen: Welcher Atemtyp ist am gesündesten?

Finde heraus, welcher Atemtyp du bist – und wie du durch den richtigen Atemtypen Körper und Gesundheit stärkst!

Was macht der Atem im Körper?

Nicht weniger als ein Leben lang ist uns die Atmung ein treuer Begleiter. Jede Sekunde unseres Lebens sorgen unsere Lungen dafür, dass der Körper, jedes Organ und jede einzelne Zelle, mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Aber Stopp, mal – das ist ja nur eine die halbe Wahrheit! Was häufig vergessen wird, aber mindestens genauso wichtig ist wie die Sauerstoffversorgung, ist der Abtransport der Ausatemluft, insbesondere Kohlenstoffdioxid. Warum das sogar noch wichtiger ist? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass man noch vor einem Sauerstoffmangel an einer Kohlenstoffdioxid-Überkonzentration sterben würde.

Jedenfalls ist Sauerstoff für den Körper reine Energie. Sauerstoff brauchen die Zellen, um ihre Arbeit zu verrichten. Versuch mal, mit einer Atemschutzmaske joggen zu gehen – dann weißt du, was ich meine.

Sauerstoff spielt außerdem eine wichtige Rolle beim Nährstofftransport. Sauerstoffmangel führt zu Ermüdung, Erschöpfung und früherer Zellalterung, weil die Zellen nicht genügend Bau- und Nährstoffe bekommen sowie Verschlackung, weil die Zellen ihren „Biomüll“ nicht abtransportieren können. Stattdessen werden die Reste ins Gewebe eingelagert.

So viel dazu. Kommen wir zu den Atemtypen.

Warum du deinen Atemtyp kennen solltest

Durchschnittlich atmen erwachsene Menschen 12 bis 16 Mal pro Minute (unabhängig von ihrem Atemtyp). In einem Jahr kommst du damit auf ungefähr 6,3 Millionen Atemzüge. Bei einer etwaigen Lebenserwartung von 80 Jahren sind es schon sage und schreibe 500 Millionen Atemzüge.

Roger that.

Nun gibt es Atemtypen, die gesünder sind, und Atemtypen, die weniger gesund sind. Man könnte auch effizient und weniger effizient sagen, denn du weißt ja bereits – bei Sauerstoffmangel können Körper und Zellen nicht richtig atmen. Das ist wie mit der Körperhaltung: Eine gekrümmte Haltung führt früher zu Problemen und Schmerzen als der aufrechte, gerade Gang, wie er ursprünglich von der Natur vorgesehen ist.

Richtig atmen lernen ist daher wichtiger Bestandteil langanhaltender Gesundheit. Und bei über 500 Millionen Atemzügen im Leben lohnt es sich doch, sich mit dem Atem und den Atemtypen einmal genauer auseinanderzusetzen, oder?

Die 3 häufigsten Atemtypen

Du willst wissen welche Atemtypen es gibt? Hier findest du alle aufgelistet.

Die 3 häufigsten Atemtypen unterscheiden sich hauptsächlich in der Tiefe der Atmung. Grundsätzlich gilt: Je tiefer der Atem, desto gesünder.

Achtung, kleiner Spoiler: Die meisten Menschen atmen NICHT tief, sondern flach – also ungesund. Wobei es meist eine Mischatmung ist.

Die alltägliche Atmung folgt einem automatischen und unbewussten Muster, wie wir gesehen haben, aber glücklicherweise haben wir auch die Möglichkeit, unser Atemmuster zu kontrollieren und zu verändern.

Denn die Atmung ist angelernt. Du kannst deinen Atemtyp verändern.

Es ist einfach, die Atmung bewusst zu machen, wenn wir unseren Willen einsetzen. Auf diese Weise kontrollieren wir unsere Atmung und modifizieren sie bei Bedarf, indem wir den Rhythmus, die Amplitude und die Tiefe der Atemzüge verändern. Wir können sie auch für eine kurze Zeit aussetzen.

Hier sind die 3 häufigsten Atemtypen:

1. Klavikularer Atemtyp: Schlüsselbein-Atmung

Dieser Atemtyp ist mit Abstand am häufigsten vertreten. Leider ist er auch der flachste unter den Atemtypen, weshalb er weniger effizient und weniger gesund ist.

Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, wie viel Platz die Lungen im Körper einnehmen. Die Spitze jeder Lunge befindet sich oberhalb des Schlüsselbeins (Clavicula). Bei der Klavikularatmung schaffen wir es leider nicht einmal, die Einatmung tiefer als bis zum Schlüsselbein zu bringen.

So übst du diesen Atemtypen:

Lege die Hände auf den oberen Bereich der Brust, unter die Schlüsselbeine. Atme langsam ein und konzentriere deine Aufmerksamkeit auf den Bereich direkt unter deinen Händen. Spüre, wie sich die Schlüsselbeine anheben und sich der obere Bereich des Brustkorbs am Ende der Einatmung langsam ausdehnt.

Wir sollten diese Atmung in der letzten Phase der Einatmung bei tiefen Atemzügen verwenden, wenn die eingeatmete Luft zuerst die unteren Teile der Lungen füllt. Dann füllt sie die mittleren Regionen und zuletzt, während der letzten Phase des Einatmens, füllt sie die oberen Regionen der Lungen.

2. Thorakaler Atemtyp: Die Brustatmung

Wenn sich das Zwerchfell beim Einatmen nicht senkt, muss sich, anstelle vom Bauch, der Brustkorb ausdehnen, um die Atemluft aufzunehmen.

Die Brustatmung sollte vor allem beim Sport bzw. unter hoher körperlicher Belastung zum Einsatz kommen. Denn wenn der Körper unter Stress steht, hat er keine Zeit, die Luft bis tief in den Bauch zu bringen – auch, wenn das eigentlich effizienter wäre.

Wenn wir ständig die Brustatmung verwenden, kann der Körper angespannt sein, als ob er unter Stress steht – selbst, wenn keine akute Stresssituation vorliegt. Das liegt daran, dass eine flache Atmung den Sympathikus aktiviert – den Nervenstrang, der die Stressreaktion im Körper auslöst.

So übst du diesen Atemtypen:

Lege die Hände über die Unterseiten des Brustkorbs, wobei die Finger in Richtung des Brustbeins zeigen und atme in Richtung der Hände ein.

Spüre beim Einatmen, wie sich das Volumen des Brustkorbs ausdehnt und zu den Seiten hin öffnet, die Zwischenrippenmuskeln sich dehnen, wenn die Luft in die Lungen gelangt und deine Hände sanft zu den Seiten gedrückt werden. Beim Ausatmen geschieht das Gegenteil. Die Zwischenrippenmuskeln kehren auf ihre normale Größe zurück und der Brustkorb schließt sich.

Tipp: Am einfachsten kannst du diesen Atemtypen erlernen, indem du den Bauch beim Ein-und Ausatmen anspannst. Zum Beispiel, indem du dich in den Unterarmstütz (Plank) begibst. Dadurch verhinderst du, dass sich das Zwerchfell senkt und die Luft in den Bauch geht. Stattdessen drückst du sie in die Seiten.

3. Abdomineller Atemtyp: Die Bauchatmung

Bei jedem Einatmen senkt sich der Zwerchfellmuskel, um den Raum in der Bauchhöhle zu minimieren. Deshalb drückt sich der Bauch beim Einatmen nach außen und wird manchmal auch als Zwerchfellatmung bezeichnet.

Die Bauchatmung ist der tiefste unter den Atemtypen und sollte in Entspannungssituationen automatisch angewendet werden. Leider sind die meisten Menschen vom Atemtyp Schlüsselbein- und Brustatmer.

Allerdings hat der abdominelle Atemtyp eine Reihe von Vorteilen, die deinen gesamten Körper betreffen. Die Zwerchfellatmung ist die Grundlage für fast alle Meditationsarten und Entspannungstechniken, die dein Stresslevel senken, deinen Blutdruck reduzieren und andere wichtige Körperprozesse regulieren können.

Vorteile der Zwerchfellatmung

Die Zwerchfellatmung hat eine Menge Vorteile. Sie ist das Herzstück der Meditation, die bekannt dafür ist, die Symptome von so unterschiedlichen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom, Depressionen, Angstzuständen und Schlaflosigkeit zu lindern.

✅ Die tiefe Bauchatmung hilft dir:

  • zu entspannen und senkt die schädlichen Auswirkungen des Stresshormons Cortisol auf deinen Körper.
  • deine Herzfrequenz zu senken.
  • deinen Blutdruck zu senken.
  • mit den Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) umzugehen.
  • deine Kernmuskelstabilität zu stärken.
  • die Fähigkeit deines Körpers zu verbessern, intensives Training zu tolerieren.
  • die Wahrscheinlichkeit zu senken, dass du deine Muskeln verletzt oder verschleißt.
  • deine Atemfrequenz zu verlangsamen, so dass du weniger Energie verbrauchst.
  • Stress zu reduzieren.

Gestresst zu sein, hält dein Immunsystem davon ab, mit voller Kapazität zu arbeiten. Dies kann dich anfälliger für zahlreiche Krankheiten machen. Und im Laufe der Zeit kann langfristiger (chronischer) Stress, selbst durch scheinbar kleine Unannehmlichkeiten wie Verkehr, Probleme mit Angehörigen oder andere tägliche Sorgen, dazu führen, dass du Angstzustände oder Depressionen entwickelst. Einige tiefe Atemübungen können dir helfen, diese Auswirkungen von Stress zu reduzieren.

So übst du diesen Atemtypen:

Lege dich auf den Rücken. Lege dann beide Hände auf deinen Bauch, wobei die Finger in Richtung Bauchnabel zeigen.

Konzentriere dich auf deinen Atem, den Kontakt der Hände auf deinem Körper und das Gefühl von Wärme, das sie in diesem Bereich erzeugen. Atme durch die Nase ein und schicke dabei die Luft in Richtung des Bauches. Beobachte, dass die Luft die unteren Teile der Lunge füllt und spüre, wie sich der Bauch durch den Druck des Zwerchfells aufbläht und gleichzeitig die Hände nach oben drückt. Die Rippen müssen ruhig bleiben und wir dürfen die Luft nicht in den oberen Bereich der Lunge aufsteigen lassen. Beim Ausatmen wird die entgegengesetzte Bewegung ausgeführt: Der Bauchnabel senkt sich in Richtung Lendenbereich, während sich der Bauch entleert. Atme auf diese Weise mehrere Zyklen lang, damit dieser besondere Atemtyp flüssiger wird.

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Der Ratgeber ist praxisorientiert und leicht verständlich gestaltet. Es passt in jede Tasche, ist leicht und handlich, und fokussiert sich auf das Wesentliche – ohne lästiges Drumherum. Die Atemübungen sind zudem nach Schwierigkeitsgrad unterteilt. Wirklich nur zu empfehlen!

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